Echte Lösung kostet viel mehr

Von Martin Hennings

Endlich! Kein anderes Wort trifft die aktuelle Stimmungslage am Bodensee besser. Endlich Geld aus Berlin für den Bau der B31-neu im Westen Friedrichshafens. Seit Jahrzehnten sprechen Politiker davon, seit Jahrzehnten hoffen tausende Anwohner auf das Projekt, das den Durchgangsverkehr aus der Stadt bringen wird. Lange Zeit diente die Umgehungsstraße Schwarzen, Roten, Gelben und Grünen als Zankapfel. Jetzt hat es sich ausgezahlt, dass sich die politischen Kräfte vor Ort aufs gemeinsame Ziel besonnen und an einem Strick in die gleiche Richtung pro B 31 gezogen haben.

Weil nur einen Tag zuvor auch für die B 29 in Mögglingen bei Aalen frohe Kunde aus Berlin zu vernehmen war, drängt sich schon der Verdacht auf, dass Verkehrsminister Dobrindt sein Füllhorn auch deswegen leert, um vom drohenden Mautdebakel abzulenken. Den Menschen am See und auf der Ostalb zumindest ist das egal. So oft wurden sie vertröstet, hingehalten, enttäuscht. Und auch das gehört zur Geschichte, zumindest in Friedrichshafen: Es waren in der Vergangenheit auch Fehler in Politik und Verwaltung vor Ort, die die so sehr erhoffte Entlastungsstraße so lange verhindert haben.

Jetzt also grünes Licht für B 29 und B 31: So schön diese Nachricht für lärmgeplagte Anwohner und des Staus überdrüssige Pendler auch ist – grundsätzlich gelöst sind damit die Straßenverkehrsprobleme weder im Bodenseekreis noch zwischen Schwäbisch Gmünd und bayerischer Landesgrenze. Die B 29 bleibt auch mit der Umfahrung Mögglingen Stückwerk. Und die B 31-neu wird auch künftig hinter Friedrichshafen eine einspurige Straße sein, auf der ein paar Kilometer weiter in Hagnau aus Lärmschutzgründen nur noch Tempo 30 erlaubt ist. Für die Lösung dieses Problems gibt es bisher noch nicht einmal einen richtigen Plan.

Und auch kein Geld – womit wir dann doch wieder beim Thema Maut wären. Denn jenseits aller politischen Ränkespiele steht fest, dass ein substantieller Ausbau der Verkehrsinfrastruktur viel mehr kosten wird, als eine Straßengebühr nur für Ausländer in die Kassen spülen kann.