B 31-Neubau hängt jetzt nur noch am Geld

Tunnelverlängerung ohne Planfeststellungsverfahren genehmigt

Von Anton Fuchsloch

Ein ergänzendes, unter Umständen zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren für den Neubau der B 31 zur Verlängerung des Tunnels in Waggershausen ist vom Tisch. Wie das Regierungspräsidium (RP) Tübingen am Montag mitteilte, ist ein solches Verfahren nun doch nicht nötig. Die Tunnelverlängerung ist damit genehmigt. Damit ist die letzte planrechtliche Hürde für das Bauvorhaben überwunden.

Als Begründung für die überraschende Entscheidung führt die Behörde im wesentlichen zwei Faktoren an: Zum Einen wollte sie Bürokratie vermeiden, zum andern räumen Gesetze „bei unwesentlichen Änderungen“ eine solche Möglichkeit ausdrücklich ein. Voraussetzung für die Entscheidung seien außerdem die Kostenübernahme der Tunnelverlängerung durch die Stadt Friedrichshafen und die Zustimmung des Bundes als Vorhabensträger gewesen.

„Wir freuen uns, über die Genehmigung“, sagte Oberbürgermeister Andreas Brand in einer ersten Stellungnahme. Die Stadt stehe zu ihren Zusagen und stelle die veranschlagten Mittel (insgesamt 22,7 Millionen Euro) zur Verfügung. Damit hätten RP und Stadt ihre Hausaufgaben gemacht. „Jetzt ist Berlin am Zug, und wir erwarten, dass auch Frau Bundeskanzlerin Merkel ihr Wort hält“, so Brand. Der OB erinnert damit an ihre Rede bei der Eröffnung der Eurobike Ende August, wo sie deutlich machte, dass es eigentlich nur noch an dem ergänzenden Planfeststellungsverfahren liegt. „Wenn das Regierungspräsidium damit fertig ist, stehen die Chancen für eine Finanzierung gut“, sagte die Kanzlerin vor knapp drei Monaten.

„Wir hoffen darauf, dass der Bund im Zuge der Koalitionsverhandlungen mehr Geld für die Infrastruktur und damit den Ausbau der B 31 bereitstellt. Nur mit mehr Geld für Straße und Schiene lassen sich die zentralen Infrastrukturvorhaben in unserer Stadt verwirklichen. Wir setzen auf ein klares Bekenntnis durch Bund und Land“, sagte der OB.

Mahnung an die Kanzlerin

„Das ist eine ausgesprochen positive Entwicklung“, sagt Bundestagsabgeordneter Lothar Riebsamen (CDU). „Ich nehme die Kanzlerin beim Wort und werde sie daran erinnern, dass die letzte Hürde gefallen und der Weg für einen Baubeginn geebnet ist.“ Nachdem die B 31 sowohl im Investitionsrahmenplan wie auch im Bundesverkehrswegeplan bestplatztiert sei, halte er es für möglich, das Bauvorhaben im Haushaltsplan 2015 unterzubringen. Wenn eine Maut oder Vignette nach österreichischem Vorbild dazu einen Beitrag leisten könnte, wäre es gut. Aber es sollte auch ohne diese Hilfe gelingen, so Riebsamen.

„Ich habe nie damit gerechnet, dass ein ergänzendes Planfeststellungsverfahren je Schwierigkeiten bereiten könnte“, sagte Martin Hahn (Grüne). Der Landtagsabgeordnete ist dennoch froh, dass des RP die Sache gut abgewickelt hat. Die große frage sei, was die Koalitionsverhandlungen bringen. Es müsse einfach mehr in den Etat, sonst werde nichts vorangehen. Die Frage einer Maut ist für ihn dabei zweitranig. Sie werde nicht das Geld bringen, das uns fehlt, meint Hahn. Als Etappensieg hat der Sprecher der Bürgerinitiative Pro B 31, Rolf Schilpp, die Nachricht aus Tübingen aufgenommen. Jetzt hätten alle bis auf dem Bund ihre Hausaufgaben gemacht. Der nächste Schritt sei eine Finanzierungszusage. „Wir werden jetzt die Aussage der Kanzlerin einfordern“, so Schilpp. Er setzt fest auf einen Spatenstich im Jahr 2015, mahnt aber auch das Land, die Ausführungsplanung, die Ausschreibung und Vergabe voranzutreiben.

(Erschienen: 04.11.2013 19:51)

 

 

 

 

Kommentar:

Letzte Instanz: Berlin

Von Anton Fuchsloch

Es geht als doch. Ohne den üblichen bürokratischen Aufwand. Die B 31 neu zwischen Friedrichshafen-West und Immenstaad ist planerisch und rechtlich in trockenen Tüchern. Im Grunde ist sie das schon seit drei Jahren. 2010 wurde die Planfeststellung vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt – in letzter Instanz. Die Verlängerung des Tunnels in Waggershausen von 600 auf 700 Meter war nicht mehr als eine Zugabe und Verbesserung: weniger Lärm für die Anwohner, mehr Grün auf der Tunnelüberdecklung und nicht mehr Flächenverbrauch. Das waren schlagende Argumente. Doch im Hinblick auf die komplizierte Gesetzeslage gibt der gesunde Menschenverstand nicht immer den letzten Ausschlag. Ein Verfahren muss nach Recht und Gesetz durchgezogen werden, und das kann schon mal dauern. Befürchtungen, dass es deshalb zu weiteren Verzögerungen kommt und der Bund sich um die Finanzierung keine Gedanken machen muss, waren nicht von der Hand zu weisen. Doch diesmal hat die Kanzlerin die Landesbehörde an der Ehre gepackt. Dazu kommt, dass sich die Stadt Friedrichshafen schwer ins Zeug legt, für die Mehrkosten der Tunnelverlängerung in Höhe von 11,2 Millionen Euro aufkommt und auch noch für Unterhalt und Betrieb eine Ablöse von 11,5 Millionen Euro zahlt. Jetzt gibt es keine Ausrede, kein Taktieren mehr. Das nächste muss eine Finanzierungszusage aus Berlin sein, und die darf nicht mehr lange auf sich warten lassen.

(Erschienen: 04.11.2013 19:51)