„Wir verlassen uns auf die Zusagen des Landes“

 

Von Gunnar M. Flotow und Jens Lindenmüller

Markdorf Nach den Verlautbarungen des grünen Landtagsabgeordneten Martin Hahn zum Straßenbau in der Bodenseeregion haben sich am Freitag neun Bürgermeister, der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer sowie der Landrat des Bodenseekreises getroffen, um über die jüngste Entwicklung zu diskutieren.

Ergebnis: Eine gemeinsame Erklärung, in der sie bekräftigen, dass am Planungsfall 7.5 - also dem Ausbau von B 30, B 31 sowie der nachgeordneten Landes- und Kreisstraßen - festgehalten werde. „Wir erwarten von unseren Abgeordneten, diesen Konsens zu vertreten“, stellen die Unterzeichner klar.

Zu den Umfahrungen Markdorf und Bermatingen verweisen sie auf die Bürgerentscheide, in denen die Bevölkerung den Straßen zugestimmt habe. „Wer Basisdemokratie ernst nimmt, muss sich deshalb für diese Umfahrungen einsetzen“, stellen die Unterzeichner fest – und fordern, das umgekehrte Förderverhältnis im Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG), durch das die Straßenbaumittel im Land künstlich verknappt würden, wieder rückgängig zu machen. Zu den Ortsumfahrungen Bermatingen und Neufrach geben Landrat, Bürgermeister und IHK zu verstehen: „Wir verlassen uns auf die Zusagen des Landes, diese im Rahmen des Impulsprogrammes umzusetzen.“

Die Straßenkämpfer vom Bodensee stellen außerdem klar: „Die Ortsumfahrung Friedrichshafen im Zug der B 31 muss vierspurig ausgebaut werden.“ Nach den Erfahrungen, die man mit der B 31 zwischen Friedrichshafen und Lindau gemacht habe, wisse man nun, dass die Zweispurigkeit nicht ausreiche. Das „Fazit“ der Erklärung fällt vernichtend aus: „Die Verkehrspolitik des Landes geht an den Bedürfnissen der Menschen in der Region vorbei.“

Martin Hahn appelliert in einer neuerlichen Pressemitteilung, nicht auf „den Überbringer der Nachricht einzuschlagen“, sondern einen „ehrlichen Verkehrsdialog im Bodenseekreis“ zu führen. Er halte es nicht für redlich, Fakten zu ignorieren. Es sei besser, Straßen auf einer bestehenden Trasse zu verbessern, als den teuren, nicht zeitnah zu finanzierenden Neubau von Ortsumfahrungen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben. In Neufrach und Bermatingen müsse es nun darum gehen, wie sich die Situation ohne neue Straßen verbessern lasse, unter anderem durch Geschwindigkeitsbegrenzungen oder zum Beispiel auch durch eine Sperrung für den Schwerlastverkehr. Zur Südumfahrung Markdorf äußert sich der Abgeordnete diesmal nicht näher – abgesehen von dem erneuten Hinweis, dass er der Straße nur wenig Chancen auf Realisierung gibt. Der alten, schwarz-gelben Landesregierung wirft Martin Hahn vor, eine Spatenstichpolitik betrieben zu haben – ohne den Fortgang von Bauarbeiten abzusichern. „Wer für 40 Jahre geplante Straßen im Rucksack hat, kann nicht priorisieren, weil er erklären muss, dass versprochene Projekte erst in Jahr 35 dran sind.“

„Ein grünes Flickwerk wird es nicht geben“, stellt Lothar Riebsamen klar. Den Vorschlag Hahns, die B31-neu Friedrichshafen-Immenstaad nur zweispurig auszubauen, bezeichnet der CDU-Bundestagsabgeordnete als „völligen Unsinn“. Er appelliert an die Einigkeit in der Region und fordert die SPD auf, „sich nicht in dieser Weise von den Grünen vorführen zu lassen“. Die Kreis-SPD wiederum betont in einer Pressemitteilung, dass die Koalitionspartner ihren Umgang miteinander selbst bestimmen würden: „Dazu bedarf es nicht der Mithilfe einer Partei, die Opposition gerade erst mühsam lernt.“ Der CDU werfen die Sozialdemokraten vor, es in 15 Regierungsjahren versäumt zu haben, dem Bund mitzuteilen, dass die B 31 am Bodensee höchste Priorität habe. Zur Südumfahrung Markdorf schreibt die SPD: „Hahn stellt zu Recht zur Diskussion, ob die Umgehung von Markdorf nicht in der Verantwortung des Bundes liegt, da es doch letztlich die B 33 ist, deren Verkehr um die Gehrenbergstadt herumgeführt werden soll.“

(Erschienen: 20.01.2012 19:45)