Schon allein um die Frage,
welche unterschiedlichen Szenarien im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens
zur Südumfahrung Markdorf untersucht werden müssen,
entbrannte sich am Mittwoch zum Auftakt der Erörterungsverhandlung in der
Stadthalle die erste hitzige Diskussion zwischen Planern einerseits und Gegnern
der Straße andererseits.
Doch der Reihe nach:
Szenario eins, das Helmut Siebrand, Geschäftsführer von Modus Consult, vorstellte, ist der sogenannte Nullfall: Wenn
überhaupt keine neue Straße gebaut wird, geht das Ingenieurbüro davon aus, dass
im Jahr 2025 täglich 26 000 Fahrzeuge durch die Markdorfer
Kernstadt, 14 600 durch Ittendorf und 18 000 durch
Leimbach und Hepbach rollen würden. Allein durch die Südumfahrung, ohne andere Maßnahmen, würde sich die Belastung
in der Kernstadt auf die Hälfte reduzieren – was für die Planer Beleg genug
ist, dass die neue Straße auch allein verkehrswirksam ist. In den Mittelpunkt
der kontroversen Diskussion rückte rasch die Frage, was den „worst case“, also die schlimmstmögliche
Mehrbelastung für Ittendorf und Stetten bedeuten
würde. Aus der Sicht von Helmut Siebrand ist das eindeutig: Wenn neben der Markdorfer Umfahrung auch jene von Bermatingen
und Kluftern fertiggestellt
sind, außerdem die B30 neu zwischen Ravensburg und Friedrichshafen und die B 31
Friedrichshafen inklusive zweiter Röhre im Riedleparktunnel. Ohne B31-Teilstück
zwischen Immenstaad und Überlingen gehen die Experten dann von zusätzlich 3900
Fahrzeugen pro Tag in Ittendorf und Stetten aus –
weil sich ein Teil des B31-Verkehrs verlagern würde.
Fritz Käser von der
Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf
und Frieder Staerke vom BUND sind allerdings davon
überzeugt, dass es für Ittendorf noch wesentlich
schlimmer kommen könnte. Nämlich dann, wenn die zweite Röhre im
Riedleparktunnel und die B 30 neu noch deutlich länger auf sich warten lassen –
wovon nach heutigem Stand der Dinge auszugehen ist. „Wenn man sich die
Prioritätenlisten anschaut, ist dieser Fall naheliegend“, so Staerke. Er wie auch Käser kritisierten,
dass Modus Consult dieses Szenario nicht untersucht
hat. „Nicht notwendig“ ist dies aus Sicht von Helmut Siebrand. Eine
einleuchtende Begründung dafür blieb er allerdings schuldig. Nachvollziehbar
war die Argumentation von Käser und Staerke zumindest
für Petra Stark vom Regierungspräsidium Tübingen. Die Leiterin der
Erörterungsverhandlung sagte zu, dass man nochmal
prüfen werde, welche Planungsfälle zusätzlich dargestellt werden müssen.
Zu Beginn der Verhandlung
hatten sowohl Markdorfs Bürgermeister Bernd Gerber als auch Landrat Lothar Wölfle noch einmal kräftig für die Südumfahrung
geworben. „Das ist ein extrem wichtiges Projekt für die Stadt, die Region und
die Anwohner der B33, das unbedingt realisiert werden muss“, konstatierte
Gerber. Wölfle betonte, dass man die Einwendungen –
insgesamt 2200 – sehr ernst genommen habe. „Wir haben diese Einwendungen sehr
sorgfältig geprüft und abgewogen, haben in diesem Jahr nochmal
zusätzliche Gutachten in Auftrag gegeben und können nun ein gutes Ergebnis
vorlegen“, so der Landrat. Die Entlastung Markdorfs und die Verbesserung des
Straßennetzes im Bodenseekreis würden das, was an Belastung neu entstehe,
deutlich überwiegen. Ab 9 Uhr wird die öffentliche Verhandlung heute in der
Stadthalle fortgesetzt.
(Erschienen: 07.12.2011
20:00)