Bodenseekreis

Die unendliche Geschichte der Umgehungsstraße B 31-neu

Bodenseekreis -  Jahrelang bemühten sich Politik und Wirtschaft um die Bauzusage für die B 31-neu zwischen Friedrichshafen und Immenstaad. Jetzt steht der Baubeginn offenbar wirklich bevor. Neben der Freude gibt es aber auch Kritik an dem Straßenbauprojekt.

 

Die Erleichterung über die Finanzzusage aus Berlin in Sachen „B 31-neu“ ist allüberall spürbar. Fast alle, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt haben, sind froh und glücklich, dass ein Baubeginn nun offenbar wirklich bevorsteht. „Gezerre um Dauerbrenner B 31“, „Schwarzer Dienstag für B 31-Umgehung“ oder „Genug von Versprechungen“ sind nur einige der unendlich vielen Schlagzeilen, die in den vergangenen Jahren die Geschichten im SÜDKURIER rund um das Bauprojekt thematisierten.

Nun ist es also wahr geworden, dass der Bund das noch fehlende Geld für den Bau der dringend benötigten Straße in den Haushalt einstellt. Ob die 97 Millionen Euro für das Bauvorhaben am Ende reichen werden, bleibt abzuwarten.

Bei all der Freude gibt es aber auch kritische Stimmen – so etwa von den Grünen, die von Anfang an dem Großprojekt kritisch gegenüberstanden. „Wir halten die Umgehungsstraße für keine Verbesserung der Verkehrssituation“, sagt etwa Grünen-Fraktionschefin Mathilde Gombert. Die Probleme – sowohl was den Lärm als auch die Staus angeht – würden lediglich verlagert und nicht gelöst.

Trotzdem ist die Nachricht aus der Bundeshauptstadt für viele Verantwortliche in der Region, wie Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand, ein Grund zur Freude: „Jetzt können die Bagger rollen. Diese Entscheidung ist für mich das lang erwartete kraftvolle Zeichen aus Berlin. Ich danke allen, die sich über Jahrzehnte unermüdlich dafür eingesetzt haben, dass nun endlich das Geld aus Berlin fließt. Mein Dank geht an viele: Die Mitstreiter im Bündnis Pro B 31, MdB Lothar Riebsamen für seinen Einsatz in Berlin, dem Gemeinderat für seinen klaren Kurs, dem Verkehrsministerium in Stuttgart für seine Priorisierung und den vielen Grundstückseigentümern für ihre Verkaufsbereitschaft“, teilte er am Dienstag mit.

Jahrelang hatten sich die Mitglieder des Bündnisses Pro B 31-neu engagiert – mit diversen Aktionen – manchmal laut, manchmal leise, manchmal hinter den Kulissen. Eine der bekannteren Aktionen war sicherlich die Reise nach Berlin im Juni 2013, als sogar ein Betonmischer mit der Aufschrift „Zaster für Pflaster“ von Friedrichshafen nach Berlin geschickt wurde, begleitet von einer größeren Delegation, die sich für die Finanzierungszusage stark machen wollte. Der B 31-Song, der von der Stadtverwaltung und der städtischen Musikschule kreiert wurde, ist noch immer in der Warteschleife der Verwaltung zu hören – der alternative B31-Song, den der SÜDKURIER aus den Texten der Leser zusammen mit Schlagerstar Albin Berger vertonte, dagegen leider nicht.

Offenbar haben nun aber die vielen kleinen Nadelstiche in Richtung Berlin und Stuttgart ihre Wirkung getan. Ob der Betonmischer in Berlin 2013 den Ausschlag gab oder die zahllosen Gespräche – zuerst mit Verkehrsminister Peter Ramsauer, dann mit seinem Nachfolger Alexander Dobrindt – das ist nun letztendlich gleichgültig.

Dass der Informationsfluss über die doch für die Region richtungweisende Entscheidung über den CDU-Abgeordneten Lothar Riebsamen lief, stieß bei Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann allerdings etwas sauer auf: „Dass der Bund gezielt vorab einzelne CDU-Wahlkreisabgeordnete, nicht aber die zuständige Fachverwaltung informiert – dieses Verfahren ist nicht akzeptabel“, teilte Hermann am Dienstag mit, fügte aber hinzu: „Wir freuen uns für die Bürgerinnen und Bürger in Friedrichshafen, dass der Bau der B 31 endlich in Angriff genommen wird.“

Nun ist die Frage, wann die Bagger rollen werden und wann der Spatenstich erfolgen wird. Viele Friedrichshafener haben ob all der Versprechungen der letzten Jahre den Glauben an die Aussagen aus Berlin verloren – und wollen erst Taten sehen, bevor sie sich wirklich freuen können. „Das glaub ich erst, wenn wirklich gebaut wird“, sagt etwa eine Facebook-Nutzerin.

Doch dieses Mal scheint die Sache ernst zu sein – denn auch ein Sprecher aus Alexander Dobrindts Verkehrsministerium bestätigte die Zusage aus Berlin. So findet offenbar die unendliche Geschichte um die B 31-neu ein Ende. Die Ortsumfahrung Hagnau hat dafür großes Potenzial, die nächste unendliche Geschichte zu werden.