Friedrichshafen 

19.01.2012  .

 

„Es ist ein unglaublicher Vorgang“

Wie sieht es mit der Planung der B 31 zwischen Friedrichshafen und Überlingen aus und was ist bei der möglichen privaten Vorfinanzierung herausgekommen, wurde Landrat Lothar Wölfle von einem Teilnehmer während seines Gemeindebesuchs gestern in Immenstaad gefragt. „Der schwarze Peter wird immer hin und her geschoben“, stellte der Landrat fest.

Und er erklärte, dass ein Staatssekretär im vergangenen Frühjahr versprochen habe, das Thema Vorfinanzierung bis zum Sommer zu klären. Dies wurde auf den Herbst verschoben. Nach dem Regierungswechsel in Stuttgart wolle nun die grün-rote Regierung keine private Vorfinanzierung.

Wölfle erläuterte, dass in Baden-Württemberg ein Straßenbauvolumen in Höhe von zwei Milliarden Euro planfestgestellt sei, vom Bund jedoch pro Jahr nur zwischen 140 bis 200 Millionen Euro kämen. Das bedeute, man müsse auf neue Vorhaben mindestens zehn Jahre warten. Es müsse mehr Geld in den Bundesfernstraßenbau gehen, da aber kein Geld da sei, müsse man sich mit dem Thema Maut beschäftigen, wobei diese Gelder eins zu eins in den Straßenbau fließen müssten. „Ich bin sehr enttäuscht von der Bundesregierung, denn auf ein Schreiben von mir erhielt ich die Antwort, das Thema Maut steht nicht im Koalitionsvertrag“, zeigte sich der Landrat sauer. Auf Nachfrage des SÜDKURIER zur Wertung des Pressegesprächs mit dem Landtagabgeordneten Martin Hahn (Bündnis 90/Die Grünen), bei dem dieser die Umfahrungen Neufrach, Bermatingen und Markdorf sowie den Planungsfall 7.5 als nicht realisierbar bezeichnet hatte, entgegnete Wölfle: „Es ist ein unglaublicher Vorgang, dass ich das durch die Presse erfahren habe, zumal es auch um eine ganze Reihe von Kreisstraßen geht. Inhaltlich halte ich für untragbar, was da offensichtlich beschlossen wurde.“

Auf die Frage, ob die Kurse des Städteschnellbusses zwischen Friedrichshafen und Konstanz ausgeweitet und verbessert würden, antwortete der Landrat, dass der Kreistag einstimmig einen neuen Nahverkehrsplan für den Bodenseekreis entschieden habe, der auch eine neue, kurzfristigere Taktung der Schnellbusse zwischen Ravensburg und Konstanz sowie Friedrichshafen und Konstanz beinhalte. „Da wir uns als kommunale Familie – Kreis, Städte und Gemeinden – verstehen, gilt es jedoch, auch die Katamaran-Reederei in die Überlegungen einzubeziehen und auch die Bodenseegürtelbahn, an der weitergearbeitet werden muss, spielt eine Rolle“, erklärte Wölfle.

Euro-Krise hin, Euro-Krise her, wie viele Schulden hat der Bodenseekreis, wollte ein Teilnehmer wissen. Nachdem zuvor bedeutende Investitionen notwendig gewesen waren, sei die Kreisverschuldung in den vergangenen vier Jahren von 60,5 auf 48 Millionen Euro reduziert worden, antwortete der Landrat. Jedoch dürfe die Kreisumlage, die die Städte und Gemeinden belaste, nicht ins Unermessliche steigen.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Michael Abler von der Stiftung Liebenau das Projekt Lebensräume für Jung und Alt vorgestellt und Leopold Hanssen vom Bürgerbüro Immenstaad die praktische und erfolgreiche Arbeit der ehrenamtlichen Bürgerbüro-Mitarbeiter erläutert.