Friedrichshafen 

18.03.2011 

Kommunalpolitik "Umgehung Kluftern" B31neu

Varianten um Kluftern offen

Ein moderiertes Vorverfahren zur Umgehungsstraße ist geplant. Dabei bleiben Alternativen zu bahnparalleler Trasse weiter im Gespräch. Der Landrat fordert die Offenheit aller, die am Verfahren beteiligt sind.

 

Es wird eine neue, ergebnisoffene Diskussion aller Trassenvarianten im Zuge der B 31-neu um die Ortschaft Kluftern herum geben. Das sagte Ortsvorsteher Michael Nachbaur in der Sitzung des Ortschaftsrats; Landrat Lothar Wölfle bestätigte dies gestern. Angedacht ist ein von einem unabhängigen, externen Moderator geleitetes Verfahren im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens zusammen mit allen Gruppen. Es soll im Idealfall zu dem Ergebnis führen, dass es keinerlei Klagen gegen die Umgehung geben wird. Dies sei auch mit den Fraktionsvorsitzenden im Kreistag abgesprochen, so Wölfle.

Nachbaur berichtete, es habe ein Gespräch zwischen Landrat und Oberbürgermeister Andreas Brand gegeben, bei dem auch er zugegen war. Die Äußerungen Brands in der Bürgerversammlung zum Thema Trasse seien wohl missverständlich gewesen, meinte Wölfle gestern, denn man sei sich einig. Herr des Verfahrens sei er als Landrat, da es sich um eine Kreisstraße handele.

Wölfle erläuterte, dass aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben im Umweltrecht des Bundes jetzt alle Varianten einer Trassenführung in gleicher Art und Güte geprüft werden müssen. Daran ändere auch nichts, dass der Kreistag und der Gemeinderat Friedrichshafen sich 2003 eindeutig für die bahnparallele Trasse entschieden haben. Diese Beschlüsse seien zwar nicht aufgehoben. Komme man aber jetzt zu anderen Ergebnissen, müssten neue Entscheidungen gefällt werden.

Vorbild für das Verfahren im Vorfeld ist die Moderation von Sven von Ungern-Sternberg, des 2007 in den Ruhestand gegangenen ehemaligen Regierungspräsidenten von Freiburg, zur B 33 im Landkreis Konstanz zwischen Allensbach und Konstanz bis vor rund zweieinhalb Jahren. Er schaffte es, dort für das rund elf Kilometer lange und voraussichtlich 140 Millionen Euro teure Projekt alle Parteien an einen Tisch zu bekommen und eine Einigung zu erzielen, sodass es keine Klage gegen die Planfeststellung gab. Wölfle will Ungern-Sternberg in den nächsten Tagen treffen, um von dessen Erfahrungen zu profitieren. Nicht zuletzt sei das Vorverfahren auch ein Zeichen für eine Offenheit in der Bürgerbeteiligung, meinte der Landrat. In Kluftern habe man ja durch die Beteiligung verschiedener Gruppen im Verfahren um das Materialwirtschaftszentrum der MTU mit Bürgermeister Stefan Köhler und den Problemen an der L 207 in einigen Bereichen eine Einigung erzielen können. Dies setzt aber laut Wölfle voraus: „Alle Seiten müssen bereit sein, offen in die Gespräche zu gehen.“ Sonst brauche man nicht zu reden.

Einen Zeitplan, wann für die Umgehung Kluftern ein solches moderiertes Verfahren beginnen könnte, gibt es derzeit noch nicht. Er soll aber noch in diesem Jahr erstellt werden. Klar ist für den Landrat, dass die Umgehung Kluftern vor oder mit der Fertigstellung von B 31-neu Friedrichshafen-West beziehungsweise der Umgehung Markdorf gebaut werden muss, weil der Ort sonst im Verkehr ertrinken würde.

Neben der bahnparallelen Trasse, K 7743-neu, mit Anschluss an die B 31-neu bei Spaltenstein, gab es vor allem zwei weitere Variantenvorschläge für die Umgehung Kluftern. Früh verworfen wurde eine vom BUND zunächst favorisierte so genannte „Bauerntrasse“ von Schnetzenhausen an Efrizweiler vorbei nach Markdorf-Riedheim. Den Ausbau der K 7742 zur L 328 b, eine wegen der Deponie Weiherberg „Müllstraße“ genannte Alternative, favorisiert bis heute die Bürgervereinigung Pro Kluftern als Umgehung. Aber, so Walter Zacke, einer der Vorsitzenden und Sprecher der Bürgervereinigung, gestern: „Wir freuen uns über die neue Entwicklung.“ Es sei immer der Wunsch der Bürgervereinigung Pro Kluftern gewesen, dass alle Trassenvarianten vorbehaltlos und mit der gleichen Intensität untersucht werden. „Wir werden ohne Vorbehalte in die Gespräche gehen“, kündigte Zacke an.