Protest-Broschüre gegen Trassenpläne

Die Trassenpläne für eine Ortsumfahrung Kluftern sorgen im Markdorfer Teilort Riedheim für hohe Wogen. Nun meldet sich die jüngst gegründete Initiative "Zukunft Riedheim" mit einer Protest-Broschüre zu Wort

"Zukunft Riedheim" ist die sechsseitige Broschüre überschrieben, die die Bergheimer und Riedheimer Bürger heute in ihren Briefkästen finden sollen. Detailliert und in deutlichen Worten beschreiben die Verfasser darin, welche Auswirkungen aus ihrer Sicht die aktuellen Pläne für eine Ortsumfahrung Kluftern für den Markdorfer Teilort Riedheim haben. Einer der ersten, der die frisch gedruckte Broschüre zu Gesicht bekommt, ist Riedheims Ortsvorsteher Hubert Roth. Ihm überreichten die Mitglieder der Initiative "Zukunft Riedheim" am Donnerstagnachmittag das Druckwerk – verbunden mit einem Appell, ihre Anliegen auch in den noch ausstehenden Sitzungen des Regionalforums der Verkehrsmediation Kluftern zu vertreten.

Planung zulasten Riedheims

"70 Prozent der aktuellen Trassenplanungen belasten Riedheim", sagte Daniel Ritter, einer der Organisatoren der Initiative bei dem Vor-Ort-Termin – und formulierte damit den Kern der Befürchtungen der Riedheimer. Fünf der sechs Vorzugstrassen, die Varianten A2 bis D2, würden die Ortschaft tangieren, teils in kaum 100 Metern Entfernung. In Riedheim befürchtet man die Umzingelung durch die umgeleiteten regionalen Verkehre und eine extrem hohe Lärmbeeinträchtigung, da die Trassen teils vier bis acht Meter über der Ortshöhe vorbeiführen würden. Diese Befürchtungen hat die Initiative in ihrer Broschüre aufgelistet und mit Zahlen unterfüttert. In 250 Exemplaren soll das Heft in den nächsten Tagen verteilt werden. "Wir wollen unsere Bürger über die Trassenpläne informieren", so Edwin Gehweiler von der Initiative gestern.

Roth selbst betonte, dass er sich soweit es in seinen Möglichkeiten stehe, im Regionalforum für "seine" Riedheimer Belange einsetzen werde, dies aber auch in der Vergangenheit bereits getan habe. So einfach stünden die Dinge aber nicht. Das Regionalforum sei eine "Einmaligkeit in der Verkehrsdiskussion" und so eventuell ein Modell für die Zukunft. Denn vertreten seien dort alle Seiten, die Gegner des Straßenbaus wie die Befürworter. Und entschieden werde am Ende nicht per Abstimmung, sondern alleine nach Zahlen, Daten, Fakten. Dafür würden alle Varianten "akribisch" untersucht, so Roth: "Und es ist nach wie vor ein ergebnisoffenes Verfahren."

Bereits im Sommer, so Roth, hätte er theoretisch unter Protest die Mediation verlassen können. "Doch was wäre damit gewonnen gewesen? Nichts!" Denn dann wären die Riedheimer nicht mehr vertreten gewesen. Es gehe stattdessen darum, eine einvernehmliche Lösung für alle Seiten zu finden. "Ziel ist die verträglichste Lösung für alle", so Roth: "Die können wir aber nicht am Stammtisch finden, sondern dazu brauchen wir Experten, Ingenieure und Fakten." Am 24. Januar findet die nächste Sitzung des Regionalforums statt. Insgesamt vier sollen es bis April sein.

 

Die sechs Varianten für die Ortsumfahrung Kluftern:

 

A1: Die so genannte bahnparallele Trasse stellt die eigentliche Ursprungsplanung zur OU Kluftern dar. Sie ist die ortsnächste Variante und führt entlang der Bahnlinie.

 

A2: Ist die zweitnaheste Variante zu Kluftern. Sie schwenkt zwischen Riedheim und Kluftern am Klufterner Ortsausgang wieder zurück auf die Trasse A1.

 

B: Die Trasse B führt auf der K7742 ("Müllstraße") nordöstlich an Riedheim und Efrizweiler vorbei.

 

C: Wie Trasse B, nur bei Efrizweiler mit einem weiter östlichen Schwenk durchs Mühlbachtal.

 

D1 und D2: Verlaufen beide auf der derzeitigen K7742, die D1 ist die aktuelle und unausgebaute K7742, die D2 wäre eine schneller ausgebaute K7742 mit einem anderen Kurvenverlauf. Beide Varianten verlassen die K7742 auf Höhe der Mülldeponie und würden auf einem Neubaustück Richtung Westen zur geplanten B-31-neu-Trasse verlaufen.

 


Die Kritik der Riedheimer an der Verkehrsmediation Kluftern: Fakten und Hintergründe

 

1.    Wogegen wehren sich die Riedheimer? In Riedheim kritisiert man den Verlauf der von der Verkehrsmediation Kluftern erarbeiteten Vorzugsvarianten für eine Ortsumfahrung Kluftern, für die es unter der Bezeichnung "Zubringer Markdorf zum geplanten B-31-neu-Anschluss Spaltenstein" bereits seit 2003 entsprechende Planungen gibt. Die Riedheimer befürchten eine starke Belastung durch Lärm und Verkehr im Falle einer Realisierung, nachdem fünf der sechs vorgeschlagenen Varianten ihren Ort tangieren. Lediglich die so genannte bahnparallele Trasse, die Vorzugsvariante A1, hätte weniger Auswirkungen auf die Riedheimer Gemarkung, da sie entlang der Bahnlinie in Kluftern verläuft.

 

2.    Wer ist die "Initiative Zukunft Riedheim"? Unter dieser Bezeichnung hat sich eine Interessengruppe von rund einem Dutzend Riedheimer Bürger gebildet, die den Dialog mit der Politik sucht und ihre Argumente in den Entscheidungsprozess einbringen möchte. Ein Mitglied der Initiative, Edwin Gehweiler, ist mittlerweile auch Mitglied im Regionalforum der Mediation, dem politischen Entscheidungsgremium.

 

 

3.    Wer sind die anderen Markdorfer Vertreter in der Mediation? Im Regionalforum sind aus Markdorf außerdem noch vertreten Bürgermeister Georg Riedmann, Riedheims Ortsvorsteher Hubert Roth, Ittendorfs Ortsvorsteher Bernhard Grafmüller, Franz Beer (BUND), Helmut Faden (Kreisrat) und Fritz Käser von der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf.

 

4.    Was steht in der Broschüre? Sie beginnt mit einer politischen Einordnung. Bei der Vorstellung der sechs Trassen im Oktober in Kluftern sei klar geworden, dass alle "pro Kluftern", aber "contra Riedheim" geplant seien. Eingezeichnet sind Trassenverläufe mit Höhenangaben, auf der Basis von Google-Earth-Darstellungen. Beschrieben wird der "Wall" der geplanten Querspange vom Wagner-Knoten zur K7742 ("Müllstraße"), die vier Meter über der Brunnisach geplant ist und laut Initiative in acht Metern Höhe über dem jetzigen Geländeniveau in die K7742 münden soll. Dort, zwischen Schneider-Kreisel und dem Ort, sind landwirtschaftlich genutzte Flächen. Rigoros lehnt die Initiative die Variante A2 ab, die südlich von Riedheim durch die landwirtschaftliche Fläche führen würde. Die Mediation habe Straßen geplant, auf denen 20 000 Fahrzeuge täglich in unmittelbarer Nähe zu Riedheim fahren sollen, heißt es. Der Lärmschutz sei hingegen noch in keinster Weise berücksichtigt worden.