Räte lehnen Gewerbegebiet für MTU ab

KLUFTERN (elo) Volle Stuhlreihen, heftige Diskussion, heißes Thema: 30 Bürger haben am Mittwoch die Sitzung der Klufterner Ortschaftsräte verfolgt. Nach gut zwei Stunden teils lautstark geführter Wortwechsel hat der Rat das Gewerbegebiet für die MTU abgelehnt. Jetzt soll ein Vermittlungsausschuss die Wogen glätten.

Wohl zum ersten Mal seit der Eingliederung Klufterns nach Friedrichshafen tritt ein Vermittlungsausschuss in Aktion. Im Klufterner Rathaus weiß man von keinem weiteren Fall. "Bestehen über Bauleitplanungen, Flächennutzung und Wohnungsbau Meinungsverschiedenheiten zwischen Ortschaftsrat und Organen der Stadt, die sich nicht ausgleichen lassen, so tritt vor der Entscheidung ein Vermittlungsausschuss zu neuer Beratung zusammen." So heißt es in Paragraf 25 der Vereinbarung über die Eingliederung der Gemeinde Kluftern in die Stadt Friedrichshafen. Und Meinungsverschiedenheiten gibt es ganz offensichtlich. Denn dem Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Kluftern-Süd, in dem das neue Materialwirtschaftszentrum (MWZ) der MTU entstehen soll, und den dafür nötigen Änderungen im Flächennutzungsplan hat der Ortschaftsrat am Mittwoch nicht zugestimmt.

Nach den aktuellen Plänen soll das Gewerbegebiet 20,5 Hektar beanspruchen, davon 15 Hektar für das MWZ auf Friedrichshafener Gemarkung. Die geplante Erweiterungsfläche für ein Montagewerk mit 5,5 Hektar liegt auf Immenstaader Gemarkung. Norbert Schültke, Leiter des Stadtplanungsamts, und Baubürgermeister Stefan Köhler haben das Konzept im Ortschaftsrat vorgestellt. Rätin Rita Polzer leuchtet jedoch nicht ein, warum die MTU 15 Hektar für das MWZ benötigt.

Ortschaftsrat Bernd Caesar fürchtet den zusätzlichen Verkehr, der auf Kluftern zukommt. Ursprünglich hatte die Tagesordnung vorgesehen, dass Michael Dingler von der Firma Modus Consult nach der Entscheidung über das Gewerbegebiet erste Ergebnisse eines Verkehrsgutachtens vorstellt. Die Räte haben jedoch gegen den Widerstand der Verwaltung darauf bestanden, die Verkehrszahlen als Grundlage ihrer Entscheidung vorab zu hören. Für den Fall, dass das MTU-Gewerbegebiet kommt, rechnet Dingler mit rund 16F700 Fahrzeugen pro Tag am "Scharfen Eck". Deshalb empfiehlt er an Stelle der heute schon oft überlasteten T-Kreuzung einen Minikreisel. Letztlich haben nach gut zwei Stunden Beratung Bernd Caesar, Wolfgang Jägle, Rita Polzer, Annedore Schmid und Walter Zacke gegen das geplante Gewerbegebiet gestimmt. Dabei haben sie betont, dass ihre Entscheidung sich nicht gegen die MTU richte - nur gegen die aus ihrer Sicht übertriebene Dimension des Gebiets. Die Räte Hans-Peter Erhard, Beatrix Popp, Peter Schwarzott und Franz Wurst haben sich für das Gewerbegebiet ausgesprochen. Berthold Müller war nicht anwesend, Wolfgang Jägle hat wegen Befangenheit nicht mit abgestimmt.

Jetzt ist der Vermittlungsausschuss gefragt. Laut Eingliederungsvereinbarung besteht er aus dem Oberbürgermeister, dem Klufterner Ortsvorsteher und je drei vom Gemeinderat und vom Ortschaftsrat gewählten Mitgliedern. Die Klufterner Räte haben Bernd Caesar, Hans-Peter Erhard und Walter Zacke in den Ausschuss gewählt.

(Erschienen: 06.03.2009)